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Feiner Staub und träge Ämter
ZDF.umwelt, 31. Okt. 2004, 13.15 Uhr
 

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>>>(ZDF-online)...

Über 200 Millionen Autos fahren auf  Europas Straßen. Obwohl es immer mehr werden, geht die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen zurück. Ausnahme: Feinstaub und ausgerechnet der ist besonders schädlich.

Berlin, Schilthornstraße. Vier Spuren verbinden hier zwei Autobahnabschnitte – mitten durch ein Wohngebiet. Bernd Wolff wohnt seit über 20 Jahren hier. Er führt uns durch seinen Kiez. An den alten Stuckfassaden schlägt sich nieder, was außer Abgasen noch alles in der Luft ist. Co-Autor: Tilman Steffen

 

1:36

Bernd Wolff, Anwohner:

"Wieviel Dreck aus den Auspuffrohren kommt, das sieht man hier."

1:40

Text:

Direkt vor seiner Tür wird die Luftbelastung gemessen.

Neben den Abgasen registrieren die Geräte auch die Staubpartikel in der Luft: Baustaub, Reifenabrieb und vor allem Dieselruss. In den Filtern sammeln sich die kleinen Dreckpartikel.

Bundesweit wird an über 300 solcher Stationen gemessen.

Mehr als ein Drittel aller davon meldete im vergangenen Jahr unzulässig zu oft zu hohe Feinstaubwerte. Und das kriegt jeder zu spüren.

2:08

Bernd Wolff, Anwohner

„Die Lebensqualität wird durch den Verkehr und den Lärm dahingehend beeinflusst, dass man nachts beispielsweise nicht bei offenem Fenster schlafen kann, dass man am Tage nicht die Fenster öffnen kann, um die Wohnung zu lüften. Diese Dinge die muss man entweder am Wochenende tun, wenn der Verkehr nicht so stark ist oder des nachts.“

2:24

 

Schlimmer noch: Der Verkehr macht die Menschen krank. Der Feinstaub dringt weit in den Körper ein, in die Lunge und sogar bis ins Gehirn. Für Experten steht fest: Die kleinen Staubpartikel bringen den Tod.

2:36

Axel Friedrich, Umweltbundesamt

Durch Feinstaubsterben in der Eu über 50 000 Mensch pro Jahr vorzeitig. Verursacht werden Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenerkrankungen und besonders betroffen sind Menschen in den großen Städten wie Berlin. Da ist die Belastung vor allem durch den Verkehr besonders groß.

2:50

 

 

 

 

 

 

Erkannt hat die EU die tödliche Gefahr schon lange. Acht Jahre hat es gedauert, bis jetzt endlich Grenzwerte für Feinstaub verabschiedet wurden. Wie sie ab 1. Januar eingehalten werden können, ist offen. Trotz des langen Vorlaufs gibt es in Berlin und anderen Bundesländern  dafür keine Pläne

3:13

Manfred Breitenkamp, Abteilungsleiter Umweltpolitik der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin

 

"Der Luftreinhalteplan befindet sich in Arbeit, der wird Ende des Jahres der Senatorin vorgelegt, wir werden dann im ersten Quartal nächsten Jahres in einem großen öffentlichen Beteiligungsverfahren diesen Plan in dieser Stadt diskutieren.
Warum passiert das nicht schon dieses Jahr – zu einem Zeitpunkt, wo das andere Kommunen auch schon gemacht haben?
Es wird in Berlin so sein wie bei Rotwein: Je länger er liegt, umso besser wird er und so wird es auch mit unserem Luftreinhalteplan sein."

3:42

 

Für den BUND ist diese Untätigkeit des Senats ein Skandal, denn dass in Berlin die neuen EU-Grenzwerte nicht eingehalten werden, ist seit Jahren abzusehen.

3:52

Martin Schlegel, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Berlin

 

"Berlin hat unserer Meinung nach bisher nicht genug getan, um die Grenzwerte einzuhalten. Das muss jetzt in Zukunft passieren, es müssen entsprechende Maßnahmen im Luftreinhalteplan erwählt und auch umgesetzt werden. Wenn das nicht passiert und wenn die Grenzwerte nächstes Jahr wieder überschritten werden, werden wir auf jeden Fall Anwohner finden, die mit uns gemeinsam den Rechtsweg bestreiten."

4:11

 

Klagen haben die Anwohner nämlich bislang weitergebracht als die Politik. Vor dem Verwaltungsgericht Berlin gewannen Anwohner in 20 Fällen, erreichten so Tempo 30 und Fahrverbote für LKW.

4:24

Bernd Wolff, Anwohner

 

"Ich finde das skandalös, aber leider ist es in diesem Land so, dass die Politik nur auf Druck reagiert oder durch Gerichtsentscheidungen."

4:30

 

Auch Bernd Wolff ist vor Gericht gezogen, denn mit seinem einfachen Antrag, die Behörden mögen doch etwas gegen Lärm und Dreck in seiner Straße unternehmen, kam er nicht weiter.

4:41

Bernd Wolff, Anwohner

 

"Ja wissen Sie: Vor zehn Jahren habe ich einen Antrag gestellt und nach zehn Jahren gebe ich nicht auf. Den Weg den möchte ich bis zum Ende gehen."

4:49

 

Weil sich seit Jahren nichts tut, klagt Wolff also wegen Untätigkeit gegen das Land Berlin. Vor Gericht, kann er künftig auf die neuen Grenzwerte aus Brüssel verweisen.