1:36 |
Bernd Wolff, Anwohner: |
"Wieviel Dreck aus den Auspuffrohren kommt,
das sieht man hier." |
1:40 |
Text: |
Direkt
vor seiner Tür wird die Luftbelastung gemessen.
Neben den Abgasen
registrieren die Geräte auch die Staubpartikel in der Luft:
Baustaub, Reifenabrieb und vor allem Dieselruss. In den Filtern
sammeln sich die kleinen Dreckpartikel.
Bundesweit wird
an über 300 solcher Stationen gemessen.
Mehr als ein Drittel
aller davon meldete im vergangenen Jahr unzulässig zu oft
zu hohe Feinstaubwerte. Und das kriegt jeder zu spüren. |
2:08 |
Bernd Wolff, Anwohner |
„Die Lebensqualität wird durch den Verkehr und
den Lärm dahingehend beeinflusst, dass man nachts beispielsweise
nicht bei offenem Fenster schlafen kann, dass man am Tage
nicht die Fenster öffnen kann, um die Wohnung zu lüften. Diese
Dinge die muss man entweder am Wochenende tun, wenn der Verkehr
nicht so stark ist oder des nachts.“ |
2:24 |
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Schlimmer
noch: Der Verkehr macht die Menschen krank. Der Feinstaub
dringt weit in den Körper ein, in die Lunge und sogar bis
ins Gehirn. Für Experten steht fest: Die kleinen Staubpartikel
bringen den Tod. |
2:36 |
Axel
Friedrich, Umweltbundesamt |
Durch Feinstaubsterben in der Eu über
50 000 Mensch pro Jahr vorzeitig. Verursacht werden Herz-Kreislauferkrankungen,
Lungenerkrankungen und besonders betroffen sind Menschen in
den großen Städten wie Berlin. Da ist die Belastung vor allem
durch den Verkehr besonders groß.
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2:50
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Erkannt hat die
EU die tödliche Gefahr schon lange. Acht Jahre hat es gedauert,
bis jetzt endlich Grenzwerte für Feinstaub verabschiedet wurden.
Wie sie ab 1. Januar eingehalten werden können, ist offen.
Trotz des langen Vorlaufs gibt es in Berlin und anderen Bundesländern
dafür keine Pläne
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3:13 |
Manfred
Breitenkamp, Abteilungsleiter Umweltpolitik der Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung Berlin
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"Der Luftreinhalteplan befindet sich in
Arbeit, der wird Ende des Jahres der Senatorin vorgelegt,
wir werden dann im ersten Quartal nächsten Jahres in einem
großen öffentlichen Beteiligungsverfahren diesen Plan in dieser
Stadt diskutieren.
Warum passiert das nicht schon
dieses Jahr – zu einem Zeitpunkt, wo das andere Kommunen auch
schon gemacht haben?
Es wird in Berlin so sein wie bei Rotwein: Je länger
er liegt, umso besser wird er und so wird es auch mit unserem
Luftreinhalteplan sein." |
3:42 |
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Für
den BUND ist diese Untätigkeit des Senats ein Skandal, denn
dass in Berlin die neuen EU-Grenzwerte nicht eingehalten werden,
ist seit Jahren abzusehen. |
3:52 |
Martin Schlegel, Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Berlin
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"Berlin hat unserer Meinung nach bisher
nicht genug getan, um die Grenzwerte einzuhalten. Das muss
jetzt in Zukunft passieren, es müssen entsprechende Maßnahmen
im Luftreinhalteplan erwählt und auch umgesetzt werden. Wenn
das nicht passiert und wenn die Grenzwerte nächstes Jahr wieder
überschritten werden, werden wir auf jeden Fall Anwohner finden,
die mit uns gemeinsam den Rechtsweg bestreiten." |
4:11 |
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Klagen
haben die Anwohner nämlich bislang weitergebracht als die
Politik. Vor dem Verwaltungsgericht Berlin gewannen Anwohner
in 20 Fällen, erreichten so Tempo 30 und Fahrverbote für LKW. |
4:24 |
Bernd Wolff, Anwohner
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"Ich finde das skandalös, aber leider ist
es in diesem Land so, dass die Politik nur auf Druck reagiert
oder durch Gerichtsentscheidungen." |
4:30 |
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Auch
Bernd Wolff ist vor Gericht gezogen, denn mit seinem einfachen
Antrag, die Behörden mögen doch etwas gegen Lärm und Dreck
in seiner Straße unternehmen, kam er nicht weiter. |
4:41 |
Bernd Wolff, Anwohner
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"Ja wissen Sie: Vor zehn Jahren habe ich
einen Antrag gestellt und nach zehn Jahren gebe ich nicht
auf. Den Weg den möchte ich bis zum Ende gehen." |
4:49 |
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Weil
sich seit Jahren nichts tut, klagt Wolff also wegen Untätigkeit
gegen das Land Berlin. Vor Gericht, kann er künftig auf die
neuen Grenzwerte aus Brüssel verweisen. |